Schüler lernen im Medizin- und Apothekenmuseum
Neunte Klasse der Nünning-Realschule Borken erprobte in Rhede neue Unterrichtseinheit rund um Gesundheit und Krankheit
Kreis Borken/Rhede – 73 Menschen starben im Jahr 1811 innerhalb kurzer Zeit in Rhede. Nach den Gründen hat jetzt eine neunte Klasse der Nünning-Realschule Borken geforscht. Im Medizin- und Apothekenmuseum Rhede erprobten sie eine Unterrichtseinheit, die zukünftig auch andere Schülerinnen und Schüler nutzen können. Sie forschten nach den Zusammenhängen von Hygiene und Krankheiten, analysierten was Virusinfektionen und bakterielle Infektionen unterscheidet und erfuhren, dass 1811 in Rhede die Ruhr ausgebrochen war.
Gymnasien sowie Haupt-, Real- und Gesamtschulen aus der Region haben in Zukunft die Möglichkeit, Unterrichtseinheiten im Fach Biologie gemeinsam mit dem Medizin- und Apothekenmuseum Rhede zu gestalten. Dafür ist auf der Grundlage der aktuellen Kernlehrpläne für das Fach Biologie bzw. Naturwissenschaften ein schulformübergreifendes Unterrichtsmodul entwickelt worden.
Beteiligt waren daran Sarah Albertz mit einer Klasse 10 der Kreuzschule Coesfeld, Carolin Cluse mit einer Klasse 9 der Nünning-Realschule Borken, Dr. Michael Radermacher, Fachleiter für Biologie und Technik am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Bocholt, sowie Ute Richters und Jürgen Runte vom Medizin- und Apothekenmuseum. Eine koordinierende Funktion hat das Bildungsbüro des Kreises Borken übernommen. Aktuell wird das Modul in der Praxis erprobt.
„Das Museum bietet eine einzigartige Lernumgebung“, ist Radermacher überzeugt. „Im Umgang mit den Exponaten und den darauf abgestimmten Unterrichtsmaterialien entwickeln die Jugendlichen umfangreiche fachliche und überfachliche Kompetenzen, die im traditionellen Biologieunterricht einer Schule nur in Ansätzen zu erreichen wären.“
Beim Besuch in Rhede erfuhren die Kinder und Jugendlichen, wie sich die medizinische und pharmazeutische Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum entwickelt hat. In Kleingruppen besuchten sie einen Kinderarzt, einen Zahnarzt, eine Apotheke und einen Friseur. Diese erläuterten den jungen Gästen die Entwicklung der jeweiligen Berufe, Infektionsrisiken und hygienische Vorschriften, die Grundlagen der Immunabwehr, Impfkalender und welche Gefahren vom unsachgemäßen Umgang mit Antibiotika ausgehen.
Biologielehrerin Carolin Cluse und Ute Richters begleiteten die Jugendlichen in Rhede durch den Vormittag. „Wir freuen uns, dass die Schülerinnen und Schüler zu uns kommen und so einen Zugang zu unseren Themen finden“, erklärte Richters. „Auch für uns ist das sehr spannend.“
Alle Lehr- und Lernmaterialien werden den Schulen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Das ermöglicht das Bundesprogramm „Lernen vor Ort“, an dem sich der Kreis Borken als eine von bundesweit 40 Kommunen beteiligt. „Nach einer Einführung der interessierten Lehrerinnen und Lehrer im Medizin- und Apothekenmuseum Rhede können diese die Unterrichtseinheit ohne medizinspezifische Fachkenntnisse durchführen“, erläuterte Nicole Brögmann aus dem Bildungsbüro des Kreises. Das Material ist weitgehend selbsterklärend und wird durch didaktisch-methodische Handreichungen ergänzt. Lehrerinnen und Lehrer, die sich für die Erprobung des Moduls interessieren, können sich direkt an das Medizin- und Apothekenmuseum wenden, Tel.: 02872/7923.
Zum Thema: Zusammenarbeit von Schulen mit Museen und Archiven
Das Bildungsbüro des Kreises Borken entwickelt zurzeit mit zahlreichen Partnern Module, die die Zusammenarbeit von Schulen mit Museen und Archiven systematisieren und erleichtern. Dies geschieht im Rahmen des Bundesprogramms „Lernen vor Ort“. Ziel dieses Programmes ist es, Bildung als ganzheitliche und zentrale Aufgabe wahrzunehmen und Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen zu schaffen.
Partner des Kreises sind das Netzwerk Westmünsterland e. V. und alle bildungsverantwortlichen Akteurinnen und Akteure in der Region, wie Kommunen, Weiterbildungseinrichtungen, Museen, das Schulamt für den Kreis Borken, Archive und Schulen. Ein Kernbereich ist der Bereich „Kulturelle Bildung“, zu dessen elementaren Bestandteilen die Entwicklung der Lernmodule gehört.