Clownin Sophia Altklug begeisterte 200 Menschen
Kirche Zur Heiligen Familie sehr gut gefüllt
Gut, dass eine halbe Stunde vor Beginn schon fast 50 Zuschauer gekommen waren. So hatte Putzfrau Frieda noch Gelegenheit, den frühen Gästen die „Altlasten“ von der Schulter zu wischen. Jeder einzelne wurde gesäubert, damit er offen sein konnte für das großartige Stück „Die Nase aus der Ming-Zeit … und das in meinem Alter?“. Autorin und Darstellerin aller Rollen ist Dr. Kristin Kunz, dazu hatte sie am 10.10. alle ihre Kostüme und Requisiten selbst angefahren, ausgeladen und in der Kirche Zur Heiligen Familie aufgebaut.
Verrechnet hatte sie sich mit den hübschen Karten der Clownin, die auf einigen Stühlen lagen. „Denkst du, es kommen mehr als 20 Zuschauer?“ fragte sie Lucie Höyng vom Seniorenbeirat, die sich stark für den Auftritt eingesetzt hatte. „Ich denke, es kommen wohl 120“, war Lucies Antwort, und ihre Erwartung wurde noch übertroffen, vorsichtige Schätzungen lagen bei etwa 200 Zuschauern, davon etwa ein Dutzend mit Rollstühlen oder Rollatoren vom Altenheim.
Putzfrau Frieda reinigte mit ihrem bunten Federstaubwedel alle Schultern, bei Pastor Thielen musste sie dafür allerdings auf einen Stuhl steigen.
Danach informierte sie die Zuhörer etwas über die Clownin Sophia Altklug, deren Mitarbeiterin sie sei. Dabei wedelte sie mit ihrem Reinigungsgerät, verlor einige Federn und kommentierte diese Tatsache: „Federn lassen und dennoch schweben!“
„Je ne regrette rien“, „Ich bereue nichts“, sang Edith Piaf in der kurzen Umkleidepause, und dann kam sie als Sophia zurück auf die kleine Bühne, im Mantel, mit Handtasche und Stock, eine alte Dame, die umständlich in ihrer Tasche kramte und wie beiläufig erzählte, dass ihr vor Jahren die „Nase aus der Mingzeit“ verliehen wurde für ihre Erfolge als „Drachologin“, als Drachenforscherin also.
Kurz danach hüpfte sie auf die Bühne, jetzt als Drachenmädchen, das zu seiner Großmutter in die Drachenzauberschule geht. Diese Großmutter ist eine kluge, sympathische, lebenstüchtige Dame mit vielen Falten, also sehr „vielfältig“, mit 99 Zacken auf dem Drachenrücken, während die Kleine erst neun Zacken aufzuweisen hat. Die Oma weiß viel von den Gefühlen der Drachen zu erzählen, vom „Berg der Bedeutsamkeit“ und vom „Wald der Wichtigkeit“, aber auch vom „Tal der Traurigkeit“ und vom „Meer der Mutlosigkeit“.
Die Menschen sich für so bedeutsam halten, die Wichtigen, die Traurigen und die Mutlosen, alles stellte sie in einer wunderbaren Mimik und Gestik vor. Viele Lebensweisheiten flossen so „nebenbei“in Ihren Sätzen : „ Du brauchst nicht so viel in Deinem Leben. Alles was du nicht hast, belastet dich nicht und geht auch nicht kaputt“
Und sie weiß auch, was zu einer guten „Mutsuppe“ gehört, die das Drachenmädchen mit Hilfe aller Zuschauer zubereitete. Ganz wichtige Zutaten sind ein ganzer Eimer Humor, Klugheit, Neugier, Geduld, viel Musik zum Singen, Tanzen und Springen. Dazu kommt noch Scharfsinn, Frohsinn, Feinsinn und etwas Unsinn. Seniorenbeirats-Vorsitzende Lucie Höyng durfte ein ganzes Tuch voll Mutsuppen-Duft mit nach Hause nehmen, und jeder der mutlos ist darf sie zuhause besuchen und von der Mutsuppe schnuppern.
Zum Schluss kam Dr. Kristin Kunz auf die kleine Bühne, erzählte von ihrer Arbeit und ihrer späten Ausbildung zur Clownin und beantwortete Fragen zu ihrer Person und ihrer Motivation für den ehrenamtlichen Einsatz in Ruanda (Afrika), dort gibt es nur elf Zahnärzte, alle in der Hauptstadt, und sie bemüht sich um eine fahrbare Zahnarztpraxis für die Menschen auf dem Land.
Schlusswort der altklugen Sophie: „Ich habe erfahren, dass in Rhede 19.000 Menschen wohnen, aber dass davon 18.000 heute hier sind, finde ich überwältigend.“
Bericht: Werner Eckers, Fotos: Georg Enck