Auswilderung des Allwetterzoo Gänsegeier-Nachwuchs

Neue Heimat ist das bulgarische Balkangebirge

Foto: Allwetterzoo Münster

Foto: Allwetterzoo Münster

Am Donnerstag, 15. September begann für das am 20. April 2016 im Allwetterzoo Münster geschlüpfte Gänsegeier-Männchen ein völlig neues Leben. Noch ahnt der Jungvogel nicht, dass er in einigen Monaten auf sich gestellt sein wird und sein Fressen selbst suchen muss; denn er wird im bulgarischen Balkangebirge ausgewildert. Allwetterzoo-Kurator Dr. Dirk Wewers freut sich, dass es dieses Projekt gibt. „Die Auswilderung im Zoo geborener Tiere ist ein besonderes Highlight! Wir bringen einen weiteren Gänsegeier in ein Gebiet zurück, in dem diese Art im vergangenen Jahrhundert ausgerottet wurde.“ Bereits sieben Vögel hat der Allwetterzoo seit 2011 erfolgreich an das Auswilderungsprojekt abgegeben. Die Nachzucht aus 2016 ist somit der achte Geier, der Münster in Richtung Bulgarien verlassen hat.

gaensegeier-transponderchip-auslesen

15. September 2016 – Tierpleger lesen den Transponderchips eines Geier-Jungtier kurz vor dem Transport ab, um sicher zu stellen, dass es sich tatsächlich um die Nachzucht vom 20. April 2016 handelt. – Foto: Allwetterzoo Münster

Der Junggeier wurde in eine große, für den Transport per Flugzeug geeignete Box gesetzt, und mit einem Kleintrans­porter von Münster zum Frankfurter Flughafen gefahren. Mit den notwendigen behördlichen Genehmigungen ausgestattet, ging es von dort per Flieger via Sofia nach Stara Zagora und in die Auswilderungsstation. Dort gewöhnt sich der Gänsegeier zunächst in einer Voliere an seine neue Heimat. Nach einigen Monaten wird er mit einem Sender ausgestattet in die Natur entlassen, aber an einem Futterplatz weiterhin versorgt. Im Rahmen des wissenschaftlich begleiteten Projektes gibt es regelmäßige Fütterungen für die schon freilebenden Geier.

Geier sind „Gesundheitspolizisten“

Gänsegeier fressen wie alle anderen Geier fast ausschließlich tote Tiere, im Zoo wie in der Natur. Die großen Vögel waren lange Zeit als „Gesundheitspolizisten“ gern gesehen. Kein Aas blieb in ihrem Gebiet liegen und die Ausbreitung von Seuchen

wurde so verhindert. Doch die Menschen sahen auch in den Geiern Nahrungskonkurrenten und rotteten sie aus. Sie sorgten dafür, dass Viehkadaver nicht liegen blieben oder legten gar vergiftete Köder aus. Heute brüten die meisten Gänsegeier Europas in Spanien. Doch auch dort wird das Leben für die Geier schwerer, denn aufgrund der tierseuchenhygienischen EU-Verordnungen dürfen Tierschützer keine Kadaver mehr für die Vögel auslegen.

Geier-Auswilderungsprojekt in Bulgarien

Das Geier-Projekt startete erstmals im Jahr 2010. Es wird in Zusammenarbeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und der Stiftung zum Schutz der Geier gemeinsam mit den bulgarischen Naturschutzorganisationen Green Balkans und Fund for Wild Flora and Fauna organisiert und finanziert. Im Jahr 2015 wurde das erste Geierjungtier von ausgewilderten Vögeln aufgezogen und auch in 2016 ging der Bruterfolg in der  freien Wildbahn weiter. Geier-Nachzuchten aus dem Allwetterzoo Münster werden seit 2011 erfolgreich im bulgarischen Projekt ausgewildert.

Geier-Schutz im Allwetterzoo Münster

Seit März 2016 informiert der Allwetterzoo seine Besucher in einer interaktiven Ausstellung „Geier-Restau­rant“ zum Thema Geier und Geierschutz. Die Auswilderung, der im Zoo geschlüpften Geier-Jungtiere in das Projekt in Bulgarien wird dort ebenso thematisiert wie die Artenschutzarbeit des Zoos in Kambodscha, wo ein Geierrestaurant betrieben wird, das mittlerweile von zahlreichen Vögeln besucht wird.

Das Besondere an der Ausstellung ist die Nähe zu den im Allwetterzoo lebenden Mönchs- und Gänsegeiern. Diese kann der Besucher nämlich durch Fenster im Ausstellungsraum beobachten, da sie in einer Voliere direkt neben dem „Geier- Restaurant“ untergebracht sind.

Mehr zum Projekt auf www.greenbalkans.org und mehr zu den Geiern im Allwetterzoo bzw. zum Geierrestaurant unter www.allwetterzoo.de

anzeige